05/04/2025
Manch ein Gartenbesitzer kennt das Gefühl der Verzweiflung nur zu gut: Liebevoll gepflegte Beete werden über Nacht verwüstet, der makellose Rasen zeigt plötzlich kahle Stellen, und das mühsam angebaute Wurzelgemüse wie Karotten oder Kartoffeln weist unerklärliche Löcher auf. Oft sind die Übeltäter winzige, aber äußerst zerstörerische Insekten, die sich unsichtbar unter der Erde bewegen: die Maulwurfsgrillen, im Volksmund auch „Werren“ genannt. Diese bis zu 10 cm großen Kreaturen graben ausgedehnte Tunnelsysteme und ernähren sich dabei gerne von den Wurzeln unserer Pflanzen. Doch wie geht man gegen diese verborgenen Schädlinge vor? Und sind Maulwurfsgrillen nicht auch nützliche Lebewesen? Tauchen Sie ein in die Welt dieser faszinierenden, aber oft ungeliebten Gartenbewohner und erfahren Sie, wie Sie Ihr grünes Paradies schützen können.

Was sind Maulwurfsgrillen und warum sind sie ein Problem?
Maulwurfsgrillen (Gryllotalpa gryllotalpa) sind beeindruckende Insekten, die zur Familie der Heuschrecken gehören. Ihr gelb-brauner, behaarter Körper erinnert entfernt an einen kleinen Krebs, und ihre kräftigen Vorderfüße sind perfekt an ihr unterirdisches Leben angepasst – sie sehen aus wie Schaufeln und werden auch genau so verwendet. Den Namen verdanken sie ihrer Maulwurf-ähnlichen Lebensweise: Die meiste Zeit verbringen sie unter der Erde, wo sie gigantische Tunnellandschaften anlegen, die eine Gesamtlänge von bis zu 30 Metern erreichen können. Diese Gänge verlaufen oft nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche, was sie zu einer direkten Bedrohung für die Wurzeln unserer Gartenpflanzen macht.
Die nachtaktiven Tiere ernähren sich eigentlich von Maden, Würmern und anderen kleinen Lebewesen, die sie im Erdreich finden. Doch wenn diese Nahrungsquellen nicht ausreichen, bedienen sie sich am Nächstbesten: den zarten Wurzeln von Zier- und Nutzpflanzen. Dies führt zu den typischen Schäden, die Gartenbesitzer zur Verzweiflung treiben: abgefressene Wurzeln, die zum Vertrocknen von Pflanzen und kahlen Stellen im Rasen führen, sowie Löcher in unterirdisch wachsendem Gemüse. Frische Aussaaten und junge Keimlinge sind besonders gefährdet, da die Wühltätigkeit der Maulwurfsgrillen diese einfach aus der Erde schieben oder ihre Wurzeln zerstören kann. Es ist genau dieser Konflikt zwischen den Interessen des Insekts und denen des Gärtners, der die Maulwurfsgrille zu einem gefürchteten „Schädling“ macht.
Schädling oder Nützling? Die doppelte Natur der Maulwurfsgrille
Auf den ersten Blick mag die Frage, ob eine Maulwurfsgrille ein Schädling oder ein Nützling ist, für einen geschädigten Gartenbesitzer einfach zu beantworten sein: Natürlich ein Schädling! Die Fraßschäden an den Wurzeln und die Zerstörung von Beeten sind deutliche Beweise dafür. Doch die Wahrheit ist komplexer, denn die Maulwurfsgrille hat eine doppelte Natur. Sie ist nicht nur ein Zerstörer, sondern auch ein sehr nützliches Insekt.
Abseits ihrer Vorliebe für Pflanzenwurzeln ernährt sich die Werre hauptsächlich von anderen Schädlingen, die im Garten noch wesentlich größere Schäden anrichten können als sie selbst. Dazu gehören:
- Drahtwürmer
- Engerlinge
- Schnecken
- Schneckeneier
Der Nutzen, den die Maulwurfsgrille einem Gartenbesitzer durch die Dezimierung dieser tatsächlichen Plagegeister bringt, ist nicht zu unterschätzen. Ob eine Werre im Einzelfall eher als Schädling oder als Nützling einzustufen ist, hängt also stark vom Ausmaß des verursachten Schadens ab und davon, ob dieser in einem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen steht. Bevor man zur Bekämpfung schreitet, sollte man sich auch der Tatsache bewusst sein, dass die Maulwurfsgrille auf der Vorwarnliste der Roten Liste steht. Sie ist zwar noch nicht vom Aussterben bedroht und steht somit nicht unter Naturschutz, doch ihre Population schrumpft. Ein echter Naturfreund wird daher nur dann zur Maulwurfsgrillen-Bekämpfung schreiten, wenn die Schäden wirklich nicht mehr zu tolerieren sind.
Erkennung eines Maulwurfsgrillenbefalls
Nicht jede angeknabberte Pflanze ist sofort ein Indiz für die Anwesenheit von Maulwurfsgrillen, da auch andere Schädlinge ähnliche Fraßbilder verursachen können. Wenn jedoch mehrere der folgenden Kriterien zusammentreffen, können Sie sich ziemlich sicher sein, dass Sie es mit Werren in Ihrem Garten zu tun haben:
- Löcher in Erdfrüchten: Kartoffeln, Radieschen, Karotten und andere unterirdisch wachsende Gemüsearten weisen deutliche Fraßlöcher auf.
- Verwüstete Gemüsebeete: Frisch angelegte Beete sehen plötzlich wie umgegraben aus, und junge Keimlinge werden aus der Erde geschoben oder liegen welk auf der Oberfläche.
- Abgestorbene Rasenflächen: Im Rasen treten wie aus dem Nichts große, unregelmäßige Flecken von vertrocknetem oder abgestorbenem Gras auf. Diese Stellen fühlen sich oft locker an, da die Wurzeln untergraben wurden.
Besonders die Kombination dieser Anzeichen ist ein starker Hinweis auf einen Befall durch Maulwurfsgrillen. Achten Sie auch auf das charakteristische Zirpen der Männchen in der Paarungszeit (Mai bis Juni), das besonders nachts zu hören ist und einem dumpfen Rollen oder Gurgeln ähnelt.
Methoden zur effektiven Bekämpfung von Maulwurfsgrillen
Wenn der Schaden durch Maulwurfsgrillen ein unerträgliches Ausmaß annimmt und Sie sich zur Bekämpfung entschließen, stehen Ihnen verschiedene Methoden zur Verfügung. Nicht alle sind jedoch gleichermaßen wirksam oder umweltfreundlich:
Bruthöhlen gezielt zerstören
Eine sehr direkte Methode ist die Zerstörung der Bruthöhlen. Die vertrockneten Rasenstellen sind oft ein Hinweis darauf, dass sich darunter eine Bruthöhle befindet, da die Werren alle Wurzeln durchtrennen, um Platz für ihren Nachwuchs zu schaffen. Um eine Bruthöhle zu identifizieren, können Sie mit einem dünnen Stock die Tunnelsysteme abtasten. Sobald der Stock plötzlich tiefer in die Erde sackt, haben Sie wahrscheinlich eine Bruthöhle gefunden. Graben Sie die Stelle vorsichtig mit einem Spaten auf und zerstören Sie das Nest. Gehen Sie dabei gründlich vor, denn sowohl die Maulwurfsgrillen als auch ihre Larven sind sehr widerstandsfähig. Die beste Zeit, um Bruthöhlen zu zerstören, ist im Juni oder Juli, wenn die Eier und jungen Larven in den Nestern sind.

Chemische Mittel – Eine unwirksame und unerlaubte Lösung
Obwohl mancherorts chemische Produkte zur Maulwurfsgrillen-Bekämpfung angeboten werden, sollten Sie wissen: Es gibt auf dem Markt kein einziges zugelassenes Pflanzenschutzmittel, das speziell gegen Maulwurfsgrillen wirkt. Der Einsatz von Chemie gegen diese Insekten ist daher nicht nur sinnlos, da die Mittel keine Wirkung zeigen, sondern auch potenziell schädlich für die Umwelt und andere Gartenbewohner. Vermeiden Sie diese Option unbedingt.
Natürliche Feinde anlocken
Eine effektive, wenn auch zeitaufwändige Methode ist das Anlocken natürlicher Fressfeinde der Maulwurfsgrille. Dazu gehören:
- Amseln
- Hühner
- Igel
- Maulwürfe
- Spitzmäuse
Die Wahl der Tierart hängt von Ihren individuellen Gegebenheiten und der Abwägung des Nutzen-Schaden-Verhältnisses ab. Hühner fressen zwar gerne Maulwurfsgrillen, können aber auch Beete zerstören und überall scharren. Maulwürfe sind selbst unterirdisch aktiv und können ebenfalls Schäden verursachen, obwohl sie Werren fressen. Eine gute und umweltfreundliche Option ist es, Amseln anzulocken. Sie sind menschenbezogen und kommen gerne in Gärten, wo sie nicht nur Maulwurfsgrillen fressen, sondern auch zum Naturschutz beitragen. Bieten Sie ihnen Futter und Nistmöglichkeiten an, um sie in Ihrem Garten anzusiedeln.
Hausmittel – Oft ohne Erfolg
Viele Gartenbesitzer versuchen, Maulwurfsgrillen mit verschiedenen Hausmitteln zu vertreiben, um die Umwelt zu schonen. Dazu gehören das Einfüllen von Bauschaum, Geschirrspülmittel, Öl, Petroleum, Spiritus oder einfachem Wasser in die Gänge. Leider muss man feststellen, dass all diese Mittel keine nachhaltige Wirkung zeigen. Maulwurfsgrillen sind nicht nur hervorragende Läufer, sondern auch gute Schwimmer. Darüber hinaus verfügen sie über ein einzigartiges Gefahrerkennungssystem: Sobald sie eine Bedrohung wittern, graben sie blitzschnell einen Fluchttunnel und verschwinden aus den bekannten Gängen. Von einem Einsatz derartiger Hausmittel ist daher dringend abzuraten, da sie lediglich unnötige Mühe und potenziell umweltschädliche Substanzen in den Boden bringen.
SC-Nematoden: Die biologische Wunderwaffe
Die mit Abstand einfachste, effektivste und umweltfreundlichste Methode zur Bekämpfung von Maulwurfsgrillen ist der Einsatz von sogenannten SC-Nematoden. Diese mikroskopisch kleinen Fadenwürmer sind wahre Jäger der Maulwurfsgrillen und werden auch im professionellen Gemüseanbau erfolgreich eingesetzt. Für andere Tiere, Menschen und die Umwelt sind sie völlig harmlos und biologisch abbaubar.
Die Anwendung ist denkbar simpel:
- SC-Nematoden werden in Pulverform erworben.
- Lösen Sie das Pulver in Wasser auf.
- Gießen Sie die Lösung mit einer Gießkanne morgens oder abends in das Tunnelsystem der Maulwurfsgrillen.
- Halten Sie die betroffenen Stellen für etwa vierzehn Tage feucht, damit sich die Nematoden optimal ausbreiten können.
Die Nematoden lauern in den Gängen auf die Werren. Sobald eine Maulwurfsgrille vorbeikommt, klettern sie auf sie, dringen über die Atmungsöffnungen in deren Inneres ein und geben dort Bakterien ab. Diese Bakterien sind tödlich für die Maulwurfsgrille – innerhalb von etwa zwei Wochen stirbt das Insekt ab. Die idealen klimatischen Bedingungen für den Einsatz der Nematoden herrschen von April bis Anfang Mai.
Einfache Fallen bauen
Eine weitere, nicht-chemische Methode ist das Aufstellen von Lebendfallen. Viele findige Gartenbesitzer sind damit sehr erfolgreich:
- Graben Sie in einem betroffenen Beet oder einer Rasenfläche Gefäße mit glatten Wänden ein, beispielsweise Einmachgläser, sodass die Oberkante des Glases bündig mit der Erdoberfläche abschließt.
- Legen Sie ein dünnes Holzbrettchen hochkant über die Mitte des Gefäßes, um den Maulwurfsgrillen einen Weg ins Innere zu bieten.
- Am folgenden Morgen können Sie die Gefäße mit den gefangenen Werren einsammeln und die Insekten an einem geeigneten Ort in der freien Natur (weit entfernt von Ihrem Garten) wieder freilassen. Diese Methode erfordert Geduld und regelmäßige Kontrolle, ist aber eine gute Alternative, wenn Sie die Tiere nicht töten möchten.
Vergleich der Bekämpfungsmethoden
Die folgende Tabelle bietet einen schnellen Überblick über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bekämpfungsmethoden:
| Methode | Wirksamkeit | Umweltfreundlichkeit | Aufwand | Empfehlung |
|---|---|---|---|---|
| Bruthöhlen zerstören | Mittel | Hoch | Mittel | Gezielter Einsatz bei erkennbaren Nestern |
| Chemische Mittel | Keine | Sehr niedrig | Niedrig | Nicht empfohlen, da unwirksam und schädlich |
| Natürliche Feinde anlocken | Mittel | Hoch | Hoch | Mit Bedacht wählen (z.B. Amseln) |
| Hausmittel | Keine | Hoch | Niedrig | Nicht empfohlen, da unwirksam |
| SC-Nematoden | Sehr hoch | Sehr hoch | Niedrig | Sehr empfohlen als biologische Lösung |
| Fallen bauen | Mittel | Hoch | Mittel | Gute Ergänzung für Lebendfang |
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Können Maulwurfsgrillen fliegen?
Ja, die meisten Maulwurfsgrillenarten sind voll geflügelt und flugfähig. Ihre Hinterflügel sind in Ruhestellung unter den Vorderflügeln eingefaltet, können aber zum Flug entfaltet werden. Sie verlassen ihre Bauten oft auf der Suche nach Paarungspartnern und können dabei auch längere Strecken fliegen.

Wie viele Maulwurfsgrillenarten gibt es in Europa?
In Europa sind 13 Arten bekannt, die alle zur Gattung Gryllotalpa gehören. In Mitteleuropa, einschließlich Deutschland, Österreich und der Schweiz, ist lediglich die Europäische Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) heimisch.
Wovon ernähren sich Maulwurfsgrillen hauptsächlich?
Maulwurfsgrillen sind Allesfresser. Sie ernähren sich überwiegend räuberisch von anderen bodenlebenden Arthropoden wie Maden, Würmern, Drahtwürmern, Engerlingen, Schnecken und Schneckeneiern. Wenn diese Nahrung knapp ist, fressen sie aber auch pflanzliche Kost, insbesondere Pflanzenwurzeln.
Wie lange lebt eine Maulwurfsgrille?
Die erwachsene Maulwurfsgrille (Imago) lebt in der Regel etwa ein Jahr. Die Larven, die im Spätsommer schlüpfen, benötigen jedoch etwa zwei Jahre, um geschlechtsreif zu werden, und häuten sich in dieser Zeit mehrfach.
Stehen Maulwurfsgrillen in Deutschland unter Naturschutz?
Die Europäische Maulwurfsgrille ist in Deutschland derzeit nicht gesetzlich geschützt. Sie wird jedoch in der Roten Liste als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) eingestuft und steht auf der Vorwarnliste. Dies bedeutet, dass ihre Population rückläufig ist und sie in absehbarer Zeit vom Aussterben bedroht sein könnte, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden.
Werden Maulwurfsgrillen in der Medizin verwendet?
Ja, in der Volksmedizin, insbesondere in einigen asiatischen Kulturen, wird das Sekret, das Maulwurfsgrillen zur Verteidigung absondern, seit langer Zeit als Heilsalbe verwendet. Auch in der westlichen Naturheilkunde wird diese Flüssigkeit auf ihre potenziell heilende Wirkung hin erforscht.
Fazit
Die Bekämpfung von Maulwurfsgrillen im Garten ist durchaus möglich, erfordert aber ein gezieltes und oft geduldiges Vorgehen. Angesichts ihrer Rolle als Nützlinge und ihres Status auf der Roten Liste sollte eine Bekämpfung jedoch nur dann erfolgen, wenn die verursachten Schäden ein wirklich unerträgliches Ausmaß angenommen haben. Die effektivste, umweltfreundlichste und schonendste Methode zur Dezimierung der Population sind SC-Nematoden. Diese biologischen Helfer sind harmlos für andere Lebewesen und die Umwelt und bieten eine nachhaltige Lösung für das Problem. Ergänzend können Sie Bruthöhlen zerstören und Lebendfallen einsetzen, um die Tiere umzusiedeln. Verzichten Sie unbedingt auf chemische Mittel und unwirksame Hausmittel. Lassen Sie der Natur so weit wie möglich ihren Lauf, und greifen Sie nur ein, wenn die Werren tatsächlich zu einer ernsten Plage für Ihren Garten geworden sind.
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